Eiswein – Kanadas süßester Tropfen

Um den Eiswein rankt sich eine gewisse Mystik und Romantik. Die süß-goldene Delikatesse wird von Kritikern gelobt, gewinnt Goldmedaillen bei internationalen Wettbewerben und erzielt hohe Preise. Ihm ist es zu verdanken, dass die Welt auf die Weinherstellung in Kanada aufmerksam geworden ist. Doch trotz seines Ruhmes haben viele Verbraucher nur eine vage Vorstellung davon, warum Eiswein so eng mit Kanada verbunden ist, was ihn von anderen Weinen unterscheidet, und wann und zu welchen Speisen er serviert werden sollte.

Wie alles begann

Es heißt, dass Eiswein 1794 in Deutschland zufällig von Bauern entdeckt wurde, die versuchten, ihre Traubenernte nach einem plötzlichen Frost zu retten. Knapp 180 Jahre später, im Jahr 1972, wurde im Okanagan Valley in British Columbia zum ersten Mal Eiswein hergestellt. Die Winzer merkten schnell, dass die kalten Winter Kanadas perfekt waren für die Herstellung hervorragender Eisweine. In Ontarios Weinregion Niagara-on-the-Lake wurde Eiswein dann erstmals 1984 zu kommerziellen Zwecken produziert. Nur wenig später, 1991, gewann Inniskillin mit seinem ‚Vidal Icewine‘ auf der Vinexpo in Bordeaux den Grand Prix d'Honneur, seitdem sind die Eisweine aus Ontario auf der Weltbühne unangefochten.

Was ist Eiswein und wie wird er hergestellt?

Eiswein ist ein Dessertwein mit besonders intensivem Geschmack, reichem Bouquet und einer außergewöhnlichen Weichheit. Er wird aus Trauben hergestellt, die nach der Herbsternte an den Rebstöcken hängen bleiben. Wenn die Temperaturen auf -8° C (oder weniger) fallen, werden die gefrorenen Trauben von Hand gelesen und sofort gepresst, um eine dicke, reichhaltige, goldgelbe Flüssigkeit zu gewinnen, die eine hohe Konzentration an natürlichem Zucker und Säure aufweist.

Für die Herstellung einer 375-Milliliter-Flasche Eiswein werden etwa 3,5 Kilogramm Rieslingtrauben oder drei Kilogramm Vidaltrauben benötigt. Die gleiche Menge Trauben würde sechs- bis siebenmal so viel Tafelwein ergeben. Der hohe Aufwand und geringe Ertrag erklären, warum Eiswein vergleichsweise teuer ist – er ist aber auch etwas ganz Besonderes.

Kontrollierte Qualität

Viele verschiedene Traubensorten können für den Prozess verwendet werden, darunter Riesling, Cabernet Franc, Chenin Blanc, Vidal Blanc und Merlot. Damit endet aber auch die Flexibilität. Der Begriff „Eiswein“ darf nur verwendet werden, wenn die Trauben auf natürliche Weise gefroren sind und ihr Zuckergehalt mindestens 35 Grad Brix (ein Maß für die Menge an Zucker in einer wässrigen Lösung) beträgt. Das Verfahren wird von den Gesetzen und Verordnungen der Vintners Quality Alliance (VQA) geregelt, die äußerst strengen Standards werden von VQA-Inspektoren überwacht – vom Weinberg bis zur Flasche. Kein Wein darf die Bezeichnung „Icewine“ auf seinem Etikett führen, wenn er nicht von der VQA zertifiziert ist.

Kanada – Land des Eisweins

Kanada ist der größte Eisweinproduzent der Welt. Tatsächlich produziert Kanada mehr Eiswein als alle anderen Länder zusammen! Deutschland und Österreich stehen an zweiter bzw. dritter Stelle, und auch in anderen Ländern wie den Vereinigten Staaten, Italien und Japan gibt es kleine Eisweinbetriebe. Heute werden in Ontario zwischen 80 und 90 Prozent des kanadischen Eisweins produziert. Allein die Region Niagara-on-the-Lake ist für 60 Prozent der Eisweinproduktion des Landes verantwortlich. Kleinere Betriebe gibt es jedoch auch in British Columbia sowie in Québec und Nova Scotia. Insgesamt stellen knapp 100 Weinkellereien in Kanada Eiswein her.

Viel mehr als nur ein Dessertwein

Besonders gut harmoniert Eiswein mit Desserts auf Fruchtbasis wie Pfirsichkuchen, ungesüßten Obsttorten oder Käsekuchen – wichtig ist dabei, dass das Dessert weniger süß ist als der Eiswein selbst. Gern wird Eiswein auch als Vorspeise zu Pastete oder Gänseleber gereicht, als Begleiter zu frischem Obst oder jungem, weichem Käse. Natürlich schmeckt Eiswein auch allein ganz hervorragend – probiert es einfach mal aus! Eine kleine, feine Auswahl findet ihr auf unserem Marktplatz.